Gestresste Frau im Büro, überfordert mit der Arbeitsbelastung am Schreibtisch mit Laptop.

Burnout und psychische Erkrankungen: Was Führungskräfte tun können

December 03, 2024 written by Miriam Oser-Soto

Outplacement

Die krankheitsbedingten Ausfälle am Arbeitsplatz in Deutschland bleiben auch 2024 auf Höchstniveau: Einen durchschnittlichen Krankenstand von 5,8 % verzeichneten die gesetzlichen Krankenversicherungen bereits im laufenden Jahr – der zweithöchste Stand der vergangenen drei Jahre. Zum Vergleich: 2019 lag der Wert noch bei 4,34 %.

Das bestätigen auch einzelne große Versicherer wie die Techniker Krankenkasse (TK) und AOK: Im aktuellen AOK Fehlzeitenreport berichtet letztere beispielsweise, den Spitzenwert von 225 Arbeitsunfähigkeitsfällen je 100 erwerbstätiger Mitglieder bereits im Zeitraum von Januar bis August 2024 erreicht zu haben. Die TK berichtet, dass ihre Versicherten zwischen Januar und September 2024 im Durchschnitt 14,13 Tage krankgeschrieben waren – 2019 lag der Wert noch bei 11,40 Tagen.

Zu den drei Hauptursachen für diese Rekordzahlen gehören Erkrankungen des Atmungssystems (20,6 %) sowie des Muskel-Skelett-Systems (18,5 %). Gleich an dritter Stelle stehen mit 16,1 % psychische Erkrankungen, die seit Jahren immer deutlicher für immer höhere Krankenstände sorgen.

Zu diesen gehört auch das Burnout-Syndrom. Doch was sind die Ursachen für Burnout? Und was können Führungskräfte tun, um ihre Mitarbeitenden zu unterstützen und Burnout und anderen stressbedingten psychischen Erkrankungen vorzubeugen?

Was ist Burnout?

Lange wurde das Burnout-Syndrom als Modekrankheit belächelt, doch dahinter steckt eine ernste Diagnose: Laut dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) handelt es sich dabei um eine psychische Erkrankung, die sich in erster Linie durch emotionale Erschöpfung, Entfremdung von der beruflichen Tätigkeit und eine verringerte Leistungsfähigkeit zeigt. Als Ursachen gelten vor allem anhaltende Überlastung sowie Stress im Job.

Seit 2019 ist Burnout offiziell in der ICD-11, der 11. Revision der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelistet. Das Burnout-Syndrom gilt nicht als Erkrankung, sondern wird als “berufliches Phänomen” eingestuft. Aktuell beschäftigt sich die WHO verstärkt mit dem Thema und arbeitet an der Entwicklung von evidenzbasierten Leitlinien für psychische Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz.

Statistiken: Burnout und psychische Erkrankungen weltweit auf dem Vormarsch

Die Statistiken großer gesetzlicher Krankenversicherungen verdeutlichen, wie sehr Burnout und andere psychische Erkrankungen auf dem Vormarsch sind: Laut dem AOK Fehlzeitenreport 2024 verursachen diese besonders lange Krankschreibungen. Stand August 2024 verzeichnete die Versicherung einen Anstieg der entsprechenden Fehlzeiten um 47 % . Die Krankschreibungen wegen Burnout stiegen in den vergangenen zehn Jahren um durchschnittlich 100 Arbeitsunfähigkeitstage pro 100 erwerbstätigen Versicherten auf insgesamt knapp 184 Tage.

Auch die TK berichtet, dass Fehlzeiten aufgrund von psychischen Erkrankungen seit Jahren stetig steigen und mittlerweile zum zweithäufigsten Grund für Krankschreibungen gehören. Dass Stress am Arbeitsplatz ein wachsendes Problem ist, bestätigt auch eine forsa-Umfrage im Auftrag der KKH Kaufmännische Krankenkasse: Sie fand heraus, dass 43 % der befragten Berufstätigen häufig unter beruflichem Druck stehen.

Auch international ist Burnout auf dem Vormarsch: Laut einem aktuellen Report der Plattform Glassdoor in den USA wird Burnout momentan 44 % häufiger in Glassdoor-Bewertungen genannt als noch Ende 2019 – und liegt damit auf dem höchsten Stand seit dem Beginn der Datenerfassung in diesem Bereich im Jahr 2016. Und auch im Rest der Welt steigt die Zahl der Burnout-Diagnosen: Laut einer Studie der Boston Consulting Group (BCG) sind 48 % der Beschäftigten weltweit von Burnout betroffen.

Angesichts dieser Zahlen ist es wichtiger denn je, die Ursachen für Burnout unter Fachkräften zu verstehen und wirkungsvolle Maßnahmen zu implementieren. Dafür bietet Careerminds spezielle Coaching-Programme für Führungskräfte an, die sie dabei unterstützen, das Stresslevel ihrer Mitarbeitenden auf einem gesundheitlich unbedenklichen Niveau zu halten.

Burnout unter Mitarbeitenden: Ursachen

Warum sind so viele Beschäftigte in Deutschland und weltweit von Burnout und anderen stressbedingten psychischen Erkrankungen betroffen? Die Herausforderung für viele Führungskräfte besteht darin, dass sie Burnout zwar durchaus als Problem wahrnehmen, die Ursachen jedoch nicht immer greifbar sind. Burnout gilt noch immer als individuelles Problem – doch die Ursachen und weitere Einflussfaktoren sind nicht so individuell, wie es scheint.

Unausgewogene Work-Life-Balance

In der forsa-Umfrage der KKH gaben 27 % der Befragten an, dass eine unausgewogene Work-Life-Balance die Ursache für ihren Stress sei. Auch AOK-Expert:innen vermuten, dass die ständige Erreichbarkeit von Angestellten über Dienst-Handys und E-Mail den Druck auf sie erhöht.

Hoher Leistungsdruck

Auch stehen viele Fachkräfte unter ständigem Leistungsdruck: Laut KKH-Umfrage haben 65 % von ihnen hohe Ansprüche an sich selbst, 32 % fühlen sich von den hohen Leistungsanforderungen anderer gestresst.

Unterbesetzung durch Fachkräftemangel

Dieser Druck hängt mit einem strukturellen Problem zusammen: Durch den Fachkräftemangel bleiben viele Stellen in verschiedenen Branchen unbesetzt, sodass die Beschäftigten ein größeres Arbeitspensum bewältigen müssen – was Burnout begünstigen kann. Expert:innen bei der AOK sehen diese Verdichtung als eine der Hauptursachen für die aktuellen Burnout-bedingten Fehlzeiten.

Laut Glassdoor geht es Beschäftigten in den USA ähnlich: Der entsprechende Report führt vor allem begrenzte Ressourcen, Unterbesetzung und hohen Zeitdruck als Hauptursache für Stress unter Arbeitnehmern an. Diesen Zeitdruck spüren auch 62 % der Teilnehmenden an der KKH-forsa-Umfrage.

Angst vor Stellenabbau

Die aktuelle wirtschaftliche Lage hat bereits jetzt schwerwiegende Auswirkungen auf bestimmte Industriezweige in Deutschland. Schlechte Nachrichten aus der Industrie, die in den vergangenen Monaten immer wieder Auftragsflauten vermeldet hat, oder aus der Automobilbranche, wo große Automobilkonzerne ihre Jobgarantien aufkündigen oder darüber nachdenken, machen den Beschäftigten Sorgen. Aber auch in anderen Branchen haben Angestellte bei Zulieferern Angst um ihre berufliche Zukunft, was sich negativ auf ihr Stresslevel auswirkt.

Schwindendes Vertrauen in Arbeitgeber und Führungskräfte

Der Glassdoor-Report in den USA kam zu dem Ergebnis, dass die unsichere Situation am Arbeitsmarkt der vergangenen Jahre und die zunehmende Zahl der Burnout-Diagnosen dort dazu geführt haben, dass viele Angestellte das Vertrauen in ihren Arbeitgeber verloren haben: Immer weniger User der Plattform sprachen in ihren Bewertungen von Burnout und gaben gleichzeitig an, sie würden positiv in ihre berufliche Zukunft blicken. Daniel Zhao von Glassdoor interpretiert die Zahlen so: „Wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Führungskräfte ihnen nicht die für ihren Erfolg notwendigen Ressourcen zur Verfügung stellen, geben sie ihnen auch die Schuld für ihren Burnout.“

Das bedeutet, dass Angestellte eher bereit sind, sich für ihren Arbeitgeber anzustrengen, wenn sie wissen, dass ihre Mühe auch anerkannt wird. Ist dies nicht gegeben, geht die harte Arbeit zu Lasten des Wohlbefindens der Mitarbeitenden selbst, was langfristig auch dem Unternehmen schadet, bei dem sie angestellt sind.

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam für Deutschland der AOK-Fehlzeitenreport: Beschäftigte, die emotional stärker an ihren Arbeitgeber gebunden sind, sind zufriedener mit ihrem Job, seltener krankgeschrieben, kommen seltener trotz Krankheit zur Arbeit und äußern zudem viel seltener den Wunsch, den Arbeitgeber wechseln zu wollen.

Burnout vorbeugen: Das können Führungskräfte tun

Was können Unternehmen und Führungskräfte also tun, um ihre Mitarbeitenden zu entlasten? Es gibt einige Ansatzpunkte, um Burnout vorzubeugen und die Belastung insgesamt zu reduzieren.

Arbeitsabläufe verbessern

Effiziente Arbeitsprozesse haben einen positiven Effekt auf die Mitarbeitenden. Es ist also wichtig, dass Führungskräfte ihren Teams den Rücken freihalten – z. B. indem sie einen größeren Spielraum bei Abgabefristen einplanen und ihnen mehr Zeit und Ressourcen, etwa hilfreiche digitale Tools, zur Verfügung stellen. Dazu gehört aber auch, diejenigen Aufgaben und Teilschritte zu identifizieren, die den Prozess verlangsamen. Wenn Mitarbeitende ihre Aufgaben effizient abhaken können, sind sie in der Regel zufriedener mit ihrer Arbeit – und deshalb  besser in der Lage, einem Burnout vorzubeugen.

Arbeitspensum reduzieren

Überforderung gilt als wichtiger Treiber von Burnout. Entsprechend wichtig ist es für Führungskräfte, das Arbeitspensum ihrer Mitarbeitenden an Faktoren wie Zeitdruck oder Unterbesetzung anzupassen.

Dazu müssen sie Zugang zu ihren Teams haben und wissen, wie es ihnen geht, wenn sie viel zu tun haben. Ein offenes Ohr für ehrliches Feedback und Sorgen sind ebenso wichtig wie die Bereitschaft, bestimmte Projekte zu verschieben oder extern zu vergeben, um die eigenen Mitarbeitenden zu entlasten.

Klare Kommunikation

Damit einher geht eine regelmäßige, klare Kommunikation seitens der Führungskräfte: Sie stellt sicher, dass alle Beteiligten verstehen, was Priorität hat und was von ihnen erwartet wird. Dazu gehören regelmäßige Mitarbeitergespräche und Teambesprechungen, in denen Führungskräfte ehrliches Feedback darüber einholen, wie es aktuell läuft, ob die Anforderungen realistisch sind und wo es ggf. Verbesserungspotenzial gibt. 

Zugehörigkeitsgefühl stärken

Eine klare und offene Kommunikation zwischen Führungskräften und ihren Teams ist auch Teil einer weiteren Maßnahme, die laut dem Report von BCG Potenzial hat, Fälle von Burnout signifikant zu reduzieren: Wenn Mitarbeitende sich geschätzt, respektiert und unterstützt fühlen, sind sie in der Regel auch emotional stärker an ihren Arbeitgeber gebunden – was laut AOK-Fehlzeitenreport wiederum einen positiven Effekt auf die Zahl der Arbeitsausfälle hat.

Laut BCG gibt es vier Faktoren, die sich positiv auf dieses Zugehörigkeitsgefühl der Mitarbeitenden auswirken:

1. Guter Zugang zu Ressourcen
2. Unterstützung durch Führungskräfte
3. Vertrauensvolles Verhältnis zur direkten Führungskraft
4. Faire und gleiche Erfolgschancen

Die vier Aspekte stehen zudem im Zusammenhang mit bereits erwähnten Lösungsansätzen: „Guter Zugang zu Ressourcen“ bedeutet beispielsweise ein besseres Management von Arbeitsabläufen und Arbeitspensum, während „Unterstützung durch Führungskräfte“ und „vertrauensvolles Verhältnis zur direkten Führungskraft“ mit einer klaren und offenen Kommunikation seitens der Führungsebene zusammenhängen.

Coaching für Mitarbeitende

Eine weitere Möglichkeit, Mitarbeitende dabei zu unterstützen, Burnout vorzubeugen, besteht darin, ihnen die Teilnahme an Karrierecoaching anzubieten. In solchen Kursen lernen sie die eigenen Bedürfnisse sowie die ihrer Kolleg:innen besser zu verstehen und sich für sie einzusetzen. Dies schafft nicht nur ein produktiveres Arbeitsumfeld, sondern macht die Mitarbeitenden auch resilienter, indem sie Strategien an die Hand bekommen, um mit beruflichen Herausforderungen umzugehen.

Burnout: Das Wichtigste auf einen Blick

Die Fehlzeiten aufgrund von psychischen Erkrankungen wie Burnout, Depressionen oder anderen stressbedingten Diagnosen steigen in Deutschland seit Jahren und erreichten 2024 bereits vor Jahresende Höchststände. Dabei sind die Zahlen nicht nur in der Bundesrepublik hoch: Vor allem Burnout ist weltweit ein Thema – laut BCG sind global knapp die Hälfte aller Erwerbstätigen betroffen.

Zu den Ursachen zählt unter anderem eine unausgewogene Work-Life-Balance, die durch hohe Arbeitsbelastungen und chronische Unterbesetzung verursacht und von Fachkräftemangel weiter befeuert wird. Zusammen mit hohem Leistungsdruck, einem schwindenden Vertrauen in Arbeitgeber und Führungskräfte und der wirtschaftlich schwierigen Situation, die viele an der Sicherheit ihres Arbeitsplatzes zweifeln lassen, tragen diese Faktoren zu einem hohen Stresslevel vieler Beschäftigter bei.

Es obliegt unter anderem den Führungskräften, dieser Entwicklung entgegenzusteuern. Zu möglichen Maßnahmen gehören:

  • Effizientere Arbeitsabläufe und ein geringeres Arbeitspensum
  • Klare, offene Kommunikation zwischen Führungskräften und ihren Teams
  • Stärkung der Mitarbeiterbindung 
  • Coachingangebote für Mitarbeitende

Das Ziel von Careerminds ist es, individuelles wie unternehmerisches Wachstum zu fördern und sicherzustellen, dass alle im Unternehmen ihre Ziele erreichen können, ohne dabei Gesundheit und Wohlbefinden aufs Spiel zu setzen. Wenn Sie mehr über unsere Karriere- und Führungsentwicklungsprogramme erfahren möchten, klicken Sie unten, um sich mit unseren Expert:innen in Verbindung zu setzen und herauszufinden, ob Careerminds die richtige Lösung für Ihr Unternehmen ist.

Miriam Oser-Soto

Miriam Oser-Soto

Miriam ist Texterin im Bereich PR und staatlich geprüfte Übersetzerin in der Sprache Englisch. Mit knapp 15 Jahren Erfahrung darin, wichtige Informationen präzise und verständlich zu vermitteln, unterstützt sie Unternehmen dabei, ihre Sichtbarkeit bei ihrer Zielgruppe zu steigern und sich als Experten in ihrer Nische zu positionieren.

Mit einer Spezialisierung auf Unternehmen aus den Bereichen HR/Recruiting sowie Technologie/Industrie liegt ihr Fokus darauf, auch komplexe Sachverhalte leicht verständlich aufzuschlüsseln. Dabei gehen Schreiben und Übersetzen Hand in Hand: Ziel ist es, Informationen so zu vermitteln, dass sie für die jeweilige Zielgruppe relevant und nachvollziehbar sind. Gerade im Bereich HR/Recruiting ist dabei nicht nur ein umfassendes Verständnis für aktuelle Themen und Herausforderungen notwendig, sondern auch das entsprechende Fingerspitzengefühl, um relevanten Content für Kandidat:innen, Mitarbeitende und Unternehmen zu erstellen.

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